Aus dem Examensnähkästchen: Kaffee
Eine meiner Prüfungen habe ich über Kaffee als Genussmittel gemacht. Dabei habe ich so einige amüsante Details und Anekdoten ausgegraben, die vielleicht den einen oder die andere interessieren könnte. Schließlich ist Kaffee ja etwas, das selbstverständlich ein Bestandteil unserer Alltagskultur ist. :-)
Kaffee an sich stammt ursprünglich nicht, wie man oft annimmt, aus der Neuen Welt, sondern aus Arabien (Jemen) bzw. Afrika. Dort ist er auch ab dem 15.Jahrhundert als Heißgetränk belegt. Er kommt aber zu einer Zeit nach Europa, als auch die drei anderen großen Genussmittel (Tabak und Schokolade, sowie Tee) in Europa „entdeckt“ werden. Von allen vier Genussmitteln stammen aber nur die Schokolade und der Tabak tatsächlich aus der Neuen Welt.
Nach Europa kommt der Kaffee im 17. Jahrhundert über den Handle mit dem Orient. Weil die jemenitischen Kaffeehändler horrende Preise verlangen (sie hatten das Kaffeemonopol und konnten sich das daher erlauben), kommen die Niederländer schließlich auf die Idee, Kaffee in Asien (auf Java) anzubauen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion schmuggeln sie Kaffeepflanzen (die Bohne allein ist keimunfähig) aus dem Jemen heraus (das hatten die jemenitischen Machthaber allerdings bei Todesstrafe verboten, schließlich hing ihr ganzer Reichtum davon ab). Über dunkle Kanäle hatten die Niederländer auch das Kultivierungswissen und die Aufzuchtshinweise erhalten und so starteten sie in ihrer Kolonie Java die ersten Kaffeezuchtversuche. Diese waren ziemlich erfolgreich und so wurde dann der europäische Markt mit dem niederländischen Kolonialkaffee beliefert, woran die niederländische Handelskompanie sich eine goldene Nase verdiente. Später verlagerte sich der Anbau dann aus diversen Gründen nach Süd- und Mittelamerika, wo Kaffee als Handelsgut im transatlantischen Sklavenhandel eine bedeutsame Rolle spielte.
Zunächst wird Kaffee aber in Europa ziemlich ungern getrunken. Die Form des Heißgetränks ist noch völlig unbekannt (wenn man von erwärmten, gewürztem Wein absieht) und ruft eher Skepsis als Begeisterung hervor. Vor allem der bittere, herbe Geschmack und die schwarze Farbe stoßen die Zeitgenossen ab. Der Reiz des Bitteren, Herben ist noch nicht entdeckt. Man könnte generell unterstellen, dass vor der Einführung von Kaffee, Tee und Tabak (die etwa zeitgleich in der frühen Neuzeit geschieht) der bittere Geschmack an sich noch recht unbekannt ist und eher für Ungenießbarkeit steht als für besonderen Genuss.
Aber schon im arabischen Raum galt Kaffee wegen seiner stimulierenden Wirkung als Heilmittel. Diese Idee verbreitete sich auch schnell in Europa. Ärzte empfahlen nun den Kaffeegenuss zur Förderung der Gesundheit. (Die ganze frühneuzeitliche Medizin basierte primär auf Prophylaxe, so dass der Gesundheitsförderung durch spezifische Lebensmittel eine große Rolle zukam.) Mit diesem Argument ließen sich erste Abneigungen überwinden. An den Höfen süßte man das teure Luxusgut Kaffee nun mit dem ebenso teueren Zucker (die heimische Rübenzuckerproduktion war noch nicht erfunden und Zucker musste sehr aufwändig und kostspielig aus Asien importiert werden). So wurde der Kaffee genießbarer und der Luxusfaktor wurde noch weiter gesteigert. Wo das Vorbild der großen Höfe fehlte, bspw. in Skandinavien, trank man Kaffee noch bis ins 20 Jahrhundert mit Salz anstelle von Zucker. :-)
Die stimulierende, wachmachende Wirkung des Kaffees führte dazu, dass man in Europa, ähnlich wie bereits Jahrhunderte zuvor im Orient, Kaffeehäuser eröffnete, die wenig mit den heute bekannten Wiener Kaffeehäusern gemein hatten. Sie waren vor allem Nachrichtenumschlagplätze und Diskussionsorte für das entstehende männliche (!) Bürgertum. Die Bedeutung dieser Treffpunkte und Nachrichtenbörsen, lässt sich gut daran dokumentieren, dass sich aus einem dieser unzähligen Londoner Kaffeehäuser das berühmte Versicherungshaus "Lloyds" entwickelte, bei dem so mancher Star seine Körperteile versichern lässt. ;-)
Seinen Siegeszug bis in unsere Alltagskultur verdankt der Kaffe primär drei Faktoren:
Dem medizinischen Gesundheitsförderungsargument, der parallelen Verbreitung über zwei ganz unterschiedliche Oberschichten (Adel & Bürgertum) sowie den Kaffeeersatzstoffen (Surrogaten wie Eicheln, Zichorie, Malz etc.), mit denen der Kaffeegenuss auch für weniger Betuchte möglich wurde.
Das heutige Frühstück als mehr oder weniger süße Mahlzeit, sowie die typisch deutsche Kaffeetafel sind ebenfalls "Erfindungen", die auf den Kaffe zurückzuführen sind. Vor Einführung des Kaffees frühstückte man in Deutschland mit herzhaften (Bier-)Suppen, die für den Tag stärken sollten. Das berühmte Butterbrot oder Brötchen in Kombination mit einem Heißgetränk gab es nicht. Erst als der Kaffe aufkam und man seinen Genuss am Morgen empfahl, begannen kulinarische Begleitungen wie das Butterbrot etc. aufzukommen. Auch der Kuchen als süßes Pendant zum herben Kaffee entwickelte sich erst zur eigenen Speiseart, die mit entsprechender Patissierkunst ausdifferenziert wurde, als der man eine süße Ergänzung zum bitteren Kaffee suchte. Kuchen war natürlich auch schon vorher bekannt, aber seine allgemeine Verbreitung erfolgte mit dem Kaffee (und der Erfindung der einheimischen Rübenzuckerproduktion).
Und ganz am Rande:
Auch heute noch funktioniert das "Gesundheitsargument", wenn es darum geht bittere und herbe Geschmacksempfindungen zu überwinden. Die aktuelle Popularität der Bitterschokoladen, die früher lediglich als "Altherrenschokoladen" Verbreitung fanden, hängt sicher nicht unwesentlich mit dem neu aufgekommenen Argument, dass Bitterschokolade gesund sei, zusammen, da sie wenig Fett und Zucker sowie gesundheitsfördernde Flavonoide beinhaltet. ;-)
Kaffee an sich stammt ursprünglich nicht, wie man oft annimmt, aus der Neuen Welt, sondern aus Arabien (Jemen) bzw. Afrika. Dort ist er auch ab dem 15.Jahrhundert als Heißgetränk belegt. Er kommt aber zu einer Zeit nach Europa, als auch die drei anderen großen Genussmittel (Tabak und Schokolade, sowie Tee) in Europa „entdeckt“ werden. Von allen vier Genussmitteln stammen aber nur die Schokolade und der Tabak tatsächlich aus der Neuen Welt.
Nach Europa kommt der Kaffee im 17. Jahrhundert über den Handle mit dem Orient. Weil die jemenitischen Kaffeehändler horrende Preise verlangen (sie hatten das Kaffeemonopol und konnten sich das daher erlauben), kommen die Niederländer schließlich auf die Idee, Kaffee in Asien (auf Java) anzubauen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion schmuggeln sie Kaffeepflanzen (die Bohne allein ist keimunfähig) aus dem Jemen heraus (das hatten die jemenitischen Machthaber allerdings bei Todesstrafe verboten, schließlich hing ihr ganzer Reichtum davon ab). Über dunkle Kanäle hatten die Niederländer auch das Kultivierungswissen und die Aufzuchtshinweise erhalten und so starteten sie in ihrer Kolonie Java die ersten Kaffeezuchtversuche. Diese waren ziemlich erfolgreich und so wurde dann der europäische Markt mit dem niederländischen Kolonialkaffee beliefert, woran die niederländische Handelskompanie sich eine goldene Nase verdiente. Später verlagerte sich der Anbau dann aus diversen Gründen nach Süd- und Mittelamerika, wo Kaffee als Handelsgut im transatlantischen Sklavenhandel eine bedeutsame Rolle spielte.
Zunächst wird Kaffee aber in Europa ziemlich ungern getrunken. Die Form des Heißgetränks ist noch völlig unbekannt (wenn man von erwärmten, gewürztem Wein absieht) und ruft eher Skepsis als Begeisterung hervor. Vor allem der bittere, herbe Geschmack und die schwarze Farbe stoßen die Zeitgenossen ab. Der Reiz des Bitteren, Herben ist noch nicht entdeckt. Man könnte generell unterstellen, dass vor der Einführung von Kaffee, Tee und Tabak (die etwa zeitgleich in der frühen Neuzeit geschieht) der bittere Geschmack an sich noch recht unbekannt ist und eher für Ungenießbarkeit steht als für besonderen Genuss.
Aber schon im arabischen Raum galt Kaffee wegen seiner stimulierenden Wirkung als Heilmittel. Diese Idee verbreitete sich auch schnell in Europa. Ärzte empfahlen nun den Kaffeegenuss zur Förderung der Gesundheit. (Die ganze frühneuzeitliche Medizin basierte primär auf Prophylaxe, so dass der Gesundheitsförderung durch spezifische Lebensmittel eine große Rolle zukam.) Mit diesem Argument ließen sich erste Abneigungen überwinden. An den Höfen süßte man das teure Luxusgut Kaffee nun mit dem ebenso teueren Zucker (die heimische Rübenzuckerproduktion war noch nicht erfunden und Zucker musste sehr aufwändig und kostspielig aus Asien importiert werden). So wurde der Kaffee genießbarer und der Luxusfaktor wurde noch weiter gesteigert. Wo das Vorbild der großen Höfe fehlte, bspw. in Skandinavien, trank man Kaffee noch bis ins 20 Jahrhundert mit Salz anstelle von Zucker. :-)
Die stimulierende, wachmachende Wirkung des Kaffees führte dazu, dass man in Europa, ähnlich wie bereits Jahrhunderte zuvor im Orient, Kaffeehäuser eröffnete, die wenig mit den heute bekannten Wiener Kaffeehäusern gemein hatten. Sie waren vor allem Nachrichtenumschlagplätze und Diskussionsorte für das entstehende männliche (!) Bürgertum. Die Bedeutung dieser Treffpunkte und Nachrichtenbörsen, lässt sich gut daran dokumentieren, dass sich aus einem dieser unzähligen Londoner Kaffeehäuser das berühmte Versicherungshaus "Lloyds" entwickelte, bei dem so mancher Star seine Körperteile versichern lässt. ;-)
Seinen Siegeszug bis in unsere Alltagskultur verdankt der Kaffe primär drei Faktoren:
Dem medizinischen Gesundheitsförderungsargument, der parallelen Verbreitung über zwei ganz unterschiedliche Oberschichten (Adel & Bürgertum) sowie den Kaffeeersatzstoffen (Surrogaten wie Eicheln, Zichorie, Malz etc.), mit denen der Kaffeegenuss auch für weniger Betuchte möglich wurde.
Das heutige Frühstück als mehr oder weniger süße Mahlzeit, sowie die typisch deutsche Kaffeetafel sind ebenfalls "Erfindungen", die auf den Kaffe zurückzuführen sind. Vor Einführung des Kaffees frühstückte man in Deutschland mit herzhaften (Bier-)Suppen, die für den Tag stärken sollten. Das berühmte Butterbrot oder Brötchen in Kombination mit einem Heißgetränk gab es nicht. Erst als der Kaffe aufkam und man seinen Genuss am Morgen empfahl, begannen kulinarische Begleitungen wie das Butterbrot etc. aufzukommen. Auch der Kuchen als süßes Pendant zum herben Kaffee entwickelte sich erst zur eigenen Speiseart, die mit entsprechender Patissierkunst ausdifferenziert wurde, als der man eine süße Ergänzung zum bitteren Kaffee suchte. Kuchen war natürlich auch schon vorher bekannt, aber seine allgemeine Verbreitung erfolgte mit dem Kaffee (und der Erfindung der einheimischen Rübenzuckerproduktion).
Und ganz am Rande:
Auch heute noch funktioniert das "Gesundheitsargument", wenn es darum geht bittere und herbe Geschmacksempfindungen zu überwinden. Die aktuelle Popularität der Bitterschokoladen, die früher lediglich als "Altherrenschokoladen" Verbreitung fanden, hängt sicher nicht unwesentlich mit dem neu aufgekommenen Argument, dass Bitterschokolade gesund sei, zusammen, da sie wenig Fett und Zucker sowie gesundheitsfördernde Flavonoide beinhaltet. ;-)
großstadtnomadin - 16. Okt, 22:04
Dazu noch dies: In Dänemark gibt es den sogenannten "aftenkaffee" also den Abendkaffee. Man trifft sich gegen 20.00 Uhr und trinkt gemeinsam Kaffee und isst Kuchen. Seltsame Geschichte, aber sie stimmt. Würde gerne wissen, wie man danach schläft, wohl gar nicht...
Liebe Grüße
Anja